Geschichte

Von März 1933 bis August 1934 sperrt das neue politische Regime Deutschlands auf dem Schloss Antifaschisten und Kommunisten ein. Das Hauptbuch zählt 2311 Personen auf, die hier unter strenger Abschottung, Prügelstrafen und Folterungen leiden. Zu den bekanntesten Insassen zählen der ehemalige sächsische Innenminister Hermann Liebmann und der Schriftsteller Bruno Apitz.


Erstmals wurde die Burg Colditz 1046 in einer Heiratsurkunde erwähnt, zusammen mit den Burgen in Rochlitz und Leisnig. König Heinrich III. schenkte die Güter seiner Gattin Agnes von Poitou. Deren Sohn schenkte die Burg Wiprecht von Groitzsch. Nachdem sie zurück zum deutschen Königshaus gelangte, wird sie an einen Dienstmann vergeben. Aus diesem Dienstgeschlecht entwickelte sich schließlich eine umfangreiche Herrschaft der Herren von Colditz. Erst 1404 müssen die Herren von Colditz ihr Gut an die Wettiner abtreten. 1430 zerstörten die Hussiten Stadt und Schloss. Über den Neuaufbau am Schloss ist wenig bekannt.

Die Burg im Mittelalter

Jagdschloss und Witwensitz

Kurfürstin Margarethe von Österreich bekommt Colditz als Leibgedinge. Sie ist die Gattin Friedrichs des Sanftmütigen. Nach dem Tod ihres Mannes 1464 hält sie sich jedoch lieber im Schloss Altenburg auf. Kurfürst Ernst führt schließlich den Bau fort und nutzt Schloss Colditz für Jagdaufenthalte. Als der Bäckerknecht Clemens Bock im Jahre 1504 die Stadt und das Schloss in Brand steckt, wird das Schlossgebäude glücklicherweise nur teilweise zerstört. Ab 1506 lässt Friedrich der Weise das Schloss in den Formen der Renaissance wieder aufbauen. Neue fürstliche Wohngemächer entstehen. Lucas Cranach der Ältere stattet diese mit Gemälden aus und entwirft und bestimmt Teile der Inneneinrichtung. Ab 1520 hält sich Friedrich in seinem neuen Schloss fast so oft und lange auf wie in seinem – heute nicht mehr vorhandenen – Lieblingsschloss Lochau. Er bleibt bis zu seinem Tode 1525. Die für Colditz bedeutendste Witwe bezieht das Schloss um 1603. Sophia von Brandenburg war ehemals die Gattin von Kurfürst Christian I.. Sie residiert auf Colditz bis 1622 und verschafft der Anlage eine letzte Blütezeit. Die Gärten ziehen sich jetzt fast vollständig um das Schloss. Sie sind durch Treppen, Grotten, Terrassen, Lusthäuser, Teiche, Weinhänge und Fontänen vielfältig miteinander verbunden und ausgeziert.

Arbeitshaus und Irrenanstalt

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird Schloss Colditz Land-Arbeitshaus für Bettler und Landstreicher. Ungefähr 200 Männer und Frauen arbeiteten in der Schneiderei, in Spinnstuben und in der hauseigenen Wirtschaft und Gärtnerei. Behinderte und Geisteskranke waren ebenfalls unter ihnen. 1829 wird das Schloss „Landesanstalt für unheilbar Geisteskranke“. Deren erster Direktor Christian August Fürchtegott Hayner setzte das Konzept der Irrenbehandlung ohne Fesseln und Ketten durch. Diese steckte zu dieser Zeit in Europa noch in den Kinderschuhen. Auch stellt er erstmals freies Pflegepersonal an und lässt die Geisteskranken nicht von Häftlingen betreuen. Bis 1928 bleibt die Anstalt in Colditz bestehen.

Frühes KZ und Euthanasie

Im Januar 1938 wird das Schloss wieder „Heil- und Pflegeanstalt“.  Allerdings sind gezielt Patienten aus ganz Sachsen untergebracht und abgesondert, die anderen Anstalten durch ihren hohen Pflegeaufwand lästig waren. Colditz wird zum Tatort früher Euthanasiemorde an „Erb- und Geisteskranken“. Durch „Sonderkost“ wird ihre tägliche Kalorienzufuhr derartig reduziert, dass die Patienten auf grausame Weise getötet werden. Durch ein sich über mehrere Monate hinziehendes Verhungern sterben 84 Menschen im Schloss. Ihnen ist seit 2017 ein besonderer Gedenkort im Saalhauskeller gewidmet. 

Oflag IV C

Das Kriegsgefangenenlager Oflag IV C wird im Oktober 1939 eingerichtet. Die Wehrmacht führt es bis zum Kriegsende nach den Regeln der Genfer Konvention. Polnische Offiziere sind die ersten Gefangenen. Ihnen folgen Briten, Franzosen, Niederländer, Belgier und Jugoslawen. Ab 1940 sind nur noch solche Offiziere in Colditz, die oft aus anderen Lagern ausbrechen. Auch alle jene, die sich besonders feindlich gegenüber den Deutschen verhalten oder prominent sind, kommen nach Colditz. Ihren Ruhm als „böse Buben“ erlangen sie durch gewagte Fluchtversuche. Diese gelten als Legenden der Militärgeschichte. Die populäre Rezeption begann 1952 mit dem Buch „The Colditz Story“ von Pat Reid. Diese zieht bis heute eine Fülle von Büchern, Filmen und Dokumentationen nach sich. Zehntausende Besucher kommen jährlich zum Ort des Geschehens nach Colditz.